Fall der Mauer
Der Mauerfall am 09. November 1989 kam für Manfred Matthies völlig überraschend. Bei den Demonstrationen in den Wochen zuvor erwartete er jeden Moment eine gewaltsame Niederschlagung: "Da müssen die Panzer kommen, weil anders geht das im Osten nicht." In der Nacht der Öffnung beobachtete er, wie die Mauer an verschiedenen Stellen schon bröckelte. Am Übergang an der Kochstraße wurden Zigaretten rüber gereicht und die Grenzpolizisten schauten zu. Am Brandenburger Tor stand Matthies mit auf der Mauer und bald gingen Gerüchte um, dass der Grenzübergang an der Bernauer Straße geöffnet werden sollte. Tatsächlich konnten in dieser Nacht die Bürger von Ost-Berlin die Grenze passieren: "Und dann kam ja auch dieser riesige Trabbi-Zug, eine Dunstwolke durch West-Berlin. Das war ja ein riesiger Lindwurm, eine einzige Hochzeitsfeier und alles hupte und klopfte denen auf die Dächer."
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Manfred Matthies
Manfred Matthies wurde 1941 in Magdeburg geboren. 1959 flüchtete Matthies fast 18-jährig mit seiner Mutter und seiner Schwester aus Magdeburg über Ost- nach West-Berlin. Erst später erfuhr er, dass die Mutter wegen Westkontakten bereits durch die Stasi beobachtet worden war. Von West-Berlin wurde die Familie nach Nordrhein-Westfalen geschickt, wo Matthies einige Jahre arbeitete. 1961 ging er von Westdeutschland zum Studium nach West-Berlin. Dort erlebte er auch den Mauerbau mit. Matthies und sein Bruder begannen dann mit einer studentischen Gruppe Fluchthilfe zu leisten. Sie wandten dabei das komplette Repertoire der Fluchthilfe an: Passfälschungen, Tunnelgrabungen, Flucht durch die Kanalisation, Transport in umgebauten Autos, Flucht mit dem Auto über die ungarisch-österreichische oder die jugoslawische Grenze sowie mit dem Segelboot von Polen über die Ostsee. Ende Dezember 1972 wurde Matthies bei einer Fluchthilfe verhaftet und zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er wurde im Gefängnis Bautzen II inhaftiert, bevor er 1976 vorzeitig entlassen wurde. Matthies ging dann zurück nach West-Berlin. Der Mauerfall 1989 kam für ihn völlig überraschend. Die Nacht der Maueröffnung erlebte er am Brandenburger Tor.