Sehnsucht nach Freiheit
Beinahe 18-jährig wollte Manfred Matthies nur raus von zuhause. Raus von zuhause bedeutete auch: raus aus der DDR, nach Westdeutschland. Im Jahre 1959 - vor dem Bau der Mauer - war das noch mit einer geschickten Bahnreise über das geteilte Berlin möglich: Im größten Reiseverkehr fuhr Matthies mit seiner Mutter und Schwester von Magdeburg nach Ost-Berlin. Den kontrollierenden Beamten sagten sie, dass sie den Bruder in Greifswald besuchen wollen, eine glaubwürdige Erklärung. In Potsdam stiegen sie in die S-Bahn um. Und dann - anstatt bis zum Ostbahnhof durchzufahren - verließen sie die S-Bahn an der ersten West-Berliner Station Wannsee. Ihre erste Anlaufstelle als DDR-Flüchtlinge war das Aufnahmelager Berlin-Marienfelde.
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Manfred Matthies
Manfred Matthies wurde 1941 in Magdeburg geboren. 1959 flüchtete Matthies fast 18-jährig mit seiner Mutter und seiner Schwester aus Magdeburg über Ost- nach West-Berlin. Erst später erfuhr er, dass die Mutter wegen Westkontakten bereits durch die Stasi beobachtet worden war. Von West-Berlin wurde die Familie nach Nordrhein-Westfalen geschickt, wo Matthies einige Jahre arbeitete. 1961 ging er von Westdeutschland zum Studium nach West-Berlin. Dort erlebte er auch den Mauerbau mit. Matthies und sein Bruder begannen dann mit einer studentischen Gruppe Fluchthilfe zu leisten. Sie wandten dabei das komplette Repertoire der Fluchthilfe an: Passfälschungen, Tunnelgrabungen, Flucht durch die Kanalisation, Transport in umgebauten Autos, Flucht mit dem Auto über die ungarisch-österreichische oder die jugoslawische Grenze sowie mit dem Segelboot von Polen über die Ostsee. Ende Dezember 1972 wurde Matthies bei einer Fluchthilfe verhaftet und zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er wurde im Gefängnis Bautzen II inhaftiert, bevor er 1976 vorzeitig entlassen wurde. Matthies ging dann zurück nach West-Berlin. Der Mauerfall 1989 kam für ihn völlig überraschend. Die Nacht der Maueröffnung erlebte er am Brandenburger Tor.