Bauchschmerzen an der Grenze
Ruth Kollinger kann trotz der Flucht der Familie in den Westen ab und zu in die Tschechoslowakei reisen. Sie erinnert sich an die Bauchschmerzen, die diese Reisen immer mit sich brachten, vor allem in Cheb: „Und dann stand man ja erst einmal in Cheb , standest erst einmal eine Stunde lang. Wurde der Zug durchsucht. Es ist die Polizei durchgegangen, die Zöllner sind durchgegangen, haben das alles genau angeschaut und haben gefragt, ob man noch etwas zu verzollen hat. Haben auch mal einen Rucksack [durchsucht]. Also ich hatte noch nicht einmal einen schweren Rucksack. Habe ich dann die Zöllnerin gefragt, ob sie mir hilft, das runter zu tun – ‚Nö! Nö!’ Also die waren unangenehm. Die waren richtig unangenehm. Richtig unverschämt waren sie. Die hatten Macht, ne? Ja, dann so nach einer halben Stunde/Stunde durften dann die anderen zusteigen.“
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Ruth Kollinger
Ruth Kollinger wurde 1960 in Prag geboren. Acht Jahre später entschieden ihre Eltern, die Tschechoslowakei zu verlassen. Die vierköpfige Familie emigrierte im Herbst 1968 in ihrem Fiat 500 nach Deutschland, wo die Integration unkompliziert verlief, denn mütterlicherseits lebten bereits viele Verwandte im Westen. Wenige Jahre später besuchte Ruth Kollinger Prag erneut und sollte sich dort in einen jungen Mann verlieben. Da dieser in oppositionellen Kreisen verkehrte und waghalsige Fluchtpläne hegte, entschied sie sich - trotz inzwischen erfolgter Trennung - zu einer Heirat, so dass er legal nach Deutschland kommen konnte. Eine gute Freundin von ihr heiratete schließlich sogar seinen Bruder, der auf diesem Weg ebenfalls nach Deutschland kam. Nach kurzer Zeit ließen sich alle vier wieder scheiden, aber auf die Art konnten zwei Menschen ihren Drang nach Freiheit ausleben, ohne sich in Gefahr zu bringen. Nach der politischen Wende kehrten die Eltern von Ruth Kollinger nach Prag zurück, sie selbst lebt heute in der Nähe von Nürnberg, arbeitet dort in einem stadtgeschichtlichen Museum und besucht ihre Heimatstadt Prag regelmäßig.