Noch einmal Zittern
Zum Osterfest 1989 erhielt Familie Heinz die Genehmigung ihres im Jahr 1987 gestellten Ausreiseantrags. Sie wurden aufgefordert, das Staatsgebiet der Deutschen Demokratische Republik innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Am 23. März um 20.03 Uhr fuhr ihr Zug in Zwickau in Richtung Hannover ab. Gegen Mitternacht erreichte der Zug den Magdeburger Hauptbahnhof. Hier hatten die Ausreisenden einen eineinhalbstündigen Aufenthalt. In dieser Zeit mussten sie ihre Pässe abgeben, während der Zoll der DDR den Zug und die Koffer der Passagiere durchsuchte. „Ich hatte einen kleinen Koffer mit, mit Kinderkassetten. Ja, also diese, diese Kassettenkoffer, die hatte irgendwann mal die Großmutter geschickt gehabt, mit so einem schönen Paket, wir haben immer Pakete bekommen aus dem Westen, mit Hörspielsachen, Benjamin Blümchen und so. Und den Koffer hat er auch mitgenommen und hat den durchgeschaut und das fand ich als Kind natürlich ganz schlimm, weil ich dachte, dass er mir meine Kassetten nicht lässt. Und das ist ja, wenn man sechs Jahre alt ist, nicht so schön. Wenn da ein Zöllner kommt, die sahen ja auch schlimm aus, also für so ein Kind, mit Uniform und Mütze und dann gucken die so streng. Und dann hat der meinen Koffer mitgenommen. Und es war ja nicht klar, ob wir den wiederbekommen. Sie konnten ja einfach alles behalten!“ Nach einer letzten Stunde des Zitterns erhielt die Familie den Kassettenkoffer sowie ihre Pässe zurück und durfte nach Hannover weiterfahren. Dort wurden sie vom Großvater in Empfang genommen und nach Frankfurt am Main gebracht.
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