Eine einfache Flucht
Der 6. September ist für Pavel Schnabel ein Feiertag. Im Jahr 1968 hat er an diesem Tag ein neues Leben begonnen, als er die tschechoslowakisch-deutsche Grenze überschritt – allerdings nicht in Rozvadov. Nachdem er als Student in Prag die Geschehnisse des ‚Prager Frühling‘ einige Tage zuvor erlebt hatte, war er in sein Elternhaus nach Liberec gefahren, um von dort aus seine Ausreise aus der Tschechoslowakei vorzubereiten. Angesichts der Panzer und bewaffneten Soldaten auf den Prager Straßen war ihm klar geworden, dass er sich eine Zukunft hier nicht mehr vorstellen konnte. Am Morgen des 6. September fuhr er mit relativ viel Gepäck und ohne Ausreisegenehmigung Richtung Grenze. Er hegte die Hoffnung, dass man ihn aufgrund des politischen Klimas und eines Telegramms, das sein Vater ihm aus Deutschland zugesandt hatte, am Grenzübergang von Rozvadov passieren ließe. Tatsächlich wurde er hier zwar nicht bedroht, jedoch weitergeschickt. Unbeirrt fuhr Pavel Schnabel weiter und legte eine Distanz von etwa 60 Kilometern zurück, um es bei Domažlice erneut zu versuchen. Von hier aus gelangte er überraschend leicht in die Bundesrepublik. Zwar war ihm der Ablauf seiner vergleichsweise einfachen Flucht nicht geheuer, aber schließlich hatte er sein Ziel erreicht. Als talentierter Kameramann und Regisseur konnte Pavel Schnabel eine beachtliche Karriere in Deutschland starten, in deren Verlauf er zahlreiche Preise gewann, unter anderem auch einen Oscar. Seine persönliche Erfahrung als ‚Grenzgänger‘ war ihm dabei stets hilfreich.
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