Kurz vorm Ziel
Sigrid Richter wurde nach viereinhalb Jahren Haft in das Gefängnis in Chemnitz – damals noch Karl-Marx-Stadt – gebracht, da sie von Westdeutschland in 1986 freigekauft worden war und so die DDR verlassen konnte. Nach der langen Zeit der Inhaftierung konnte Richter erstmals wieder Kontakt zu ihrem Mann aufnehmen – zwar waren sie getrennt durch eine Mauer, doch konnten die Frauen hören, dass ihre Männer auf der anderen Seite auf sie warteten. Die Freude und der Jubel waren so groß, dass die Beamten sie sofort wieder in ihre Zellen zurücksperrten. Vier Tage und vier Nächte wartete Frau Richter mit mehreren anderen Frauen in einer Zelle – ständig in der Erwartung die Haftanstalt verlassen zu können. An jedem Tag machten sich die Frauen zurecht, drehten sich die Haare auf, schminken sich und schauten, dass ihre Kleidung sitzt – immer in dem Glauben, dass es am entsprechenden Tag losgehen würde mit der Ausreise aus der DDR – bis es nach vier Tages soweit war. Richter wurde aus dem Gefängnis entlassen, stieg in einen Bus und konnte endlich die deutsch-deutsche Grenze überqueren.
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