Kurz vorm Ziel
Sigrid Richter wurde nach viereinhalb Jahren Haft in das Gefängnis in Chemnitz – damals noch Karl-Marx-Stadt – gebracht, da sie von Westdeutschland in 1986 freigekauft worden war und so die DDR verlassen konnte. Nach der langen Zeit der Inhaftierung konnte Richter erstmals wieder Kontakt zu ihrem Mann aufnehmen – zwar waren sie getrennt durch eine Mauer, doch konnten die Frauen hören, dass ihre Männer auf der anderen Seite auf sie warteten. Die Freude und der Jubel waren so groß, dass die Beamten sie sofort wieder in ihre Zellen zurücksperrten. Vier Tage und vier Nächte wartete Frau Richter mit mehreren anderen Frauen in einer Zelle – ständig in der Erwartung die Haftanstalt verlassen zu können. An jedem Tag machten sich die Frauen zurecht, drehten sich die Haare auf, schminken sich und schauten, dass ihre Kleidung sitzt – immer in dem Glauben, dass es am entsprechenden Tag losgehen würde mit der Ausreise aus der DDR – bis es nach vier Tages soweit war. Richter wurde aus dem Gefängnis entlassen, stieg in einen Bus und konnte endlich die deutsch-deutsche Grenze überqueren.
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Sigrid Richter
Sigrid Richter wurde um Jahr 1952 in Mecklenburg geboren. Sie verlebt eine musterhafte Kindheit und Jugend in der DDR. Ihre Schulzeit sowie ihr Studium gestalten sich nahezu problemlos. Kurz davor ihr Studium abzuschließen, um Lehrerin zu werden, lernt Richter ihren Mann kennen. Seine Biographie gestaltet sich als Sohn eines westdeutschen Vaters alles andere als einfach. Als Richter nun durch ihren Mann lernt, dass ein Leben in der DDR auch problematisch ablaufen kann, wird sie kritischer gegenüber dem Staat. Schließlich entschließt sich Richter dazu, mit ihrer Familie auszureisen. Im Glauben an die DDR als Rechtsstaat stellt sie 1982 einen Ausreiseantrag. Dadurch wird die Stasi allerdings auf die Familie aufmerksam. Es kommt ein mutmaßlicher Bote, der der Familie eine illegale Ausreise anbietet. Obwohl Familie Richter diesem Angebot nicht nachkommt, werden sie inhaftiert, da sie den Boten nicht anzeigen - sie tappen in die Falle, die die Staatssicherheitsbehörde inszeniert hatte. So kommt Richter in das Frauengefängnis Hoheneck - getrennt von Sohn und Ehemann. Nach viereinhalb Jahren werden sie und ihr Mann von der Bundesrepublik freigekauft. Nach kurzer Zeit schafft das Ehepaar es aber, ihren Sohn zu sich in den Westen zu nehmen, um die Familie wieder zu vereinen.