Heimliche Flucht in der Nacht
Am 22. Dezember 1958 floh die junge Luise Justen, gerade einmal sechzehnjährig, alleine mit dem Zug von Eberswalde in den Westen von ihrer brutalen Pflegetante weg zu ihrer Mutter. Dabei erhielt sie Hilfe von einem Pfarrer, der drei Jahre lang mit ihr die Flucht plante, bevor sie letztendlich fliehen konnte. „Die Fluchtplanung ging nicht schnell. Der Pfarrer und ich mussten uns heimlich treffen, meine Tante durfte nichts wissen. Wenn es rausgekommen wäre, dass er mir zur Flucht verhilft, hätte sie ihn angezeigt und er wäre weggekommen. Im Kino haben wir uns getroffen, unter vielen Menschen, um zu planen. Und dann hat er mir Zettel zugesteckt, und mit mir geredet und dabei so getan, als ob wir über die Kirche sprechen. Das wurde richtig einstudiert, wie ich flüchten muss. Eine Freundin von mir wusste es. Und im Dezember war dann mein Fluchttag. Ich bekam von dem Pfarrer eine Fahrkarte für den Zug und die Freundin hat morgens um viertel nach drei unter meinem Badestubenfenster gestanden, und der habe ich dann ein paar Klamotten rausgeschmissen. Immer, wenn ich rausgeschmissen habe, habe ich die Klospülung gedrückt. Und die hat das dann alles aufgehoben und es in eine Tüte getan. Dann ist sie ein paar Blocks weiter, hat auf mich gewartet und ist mit mir bis zum Bahnhof hoch.“ So gelang Luise Justen die heimliche Flucht aus dem Haus ihrer Pflegefamilie und ein paar Stunden später auch der glückliche Grenzübergang in den Westen.
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