Eberswalde
Eberswalde Hbf, 16225 Eberswalde, Deutschland
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Heimliche Flucht in der Nacht

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Am 22. Dezember 1958 floh die junge Luise Justen, gerade einmal sechzehnjährig, alleine mit dem Zug von Eberswalde in den Westen von ihrer brutalen Pflegetante weg zu ihrer Mutter. Dabei erhielt sie Hilfe von einem Pfarrer, der drei Jahre lang mit ihr die Flucht plante, bevor sie letztendlich fliehen konnte. „Die Fluchtplanung ging nicht schnell. Der Pfarrer und ich mussten uns heimlich treffen, meine Tante durfte nichts wissen. Wenn es rausgekommen wäre, dass er mir zur Flucht verhilft, hätte sie ihn angezeigt und er wäre weggekommen. Im Kino haben wir uns getroffen, unter vielen Menschen, um zu planen. Und dann hat er mir Zettel zugesteckt, und mit mir geredet und dabei so getan, als ob wir über die Kirche sprechen. Das wurde richtig einstudiert, wie ich flüchten muss. Eine Freundin von mir wusste es. Und im Dezember war dann mein Fluchttag. Ich bekam von dem Pfarrer eine Fahrkarte für den Zug und die Freundin hat morgens um viertel nach drei unter meinem Badestubenfenster gestanden, und der habe ich dann ein paar Klamotten rausgeschmissen. Immer, wenn ich rausgeschmissen habe, habe ich die Klospülung gedrückt. Und die hat das dann alles aufgehoben und es in eine Tüte getan. Dann ist sie ein paar Blocks weiter, hat auf mich gewartet und ist mit mir bis zum Bahnhof hoch.“ So gelang Luise Justen die heimliche Flucht aus dem Haus ihrer Pflegefamilie und ein paar Stunden später auch der glückliche Grenzübergang in den Westen.

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Luise Justen

Luise Justen

Luise Justen wurde am 16.05.1944 in Eberswalde bei Berlin geboren. Als Nachkriegskind aufgewachsen und in einer schwierigen Pflegefamilie aufgezogen, war ihre Kindheit von Entbehrungen und Gewalt geprägt. Schon früh hatte sie deshalb den Wunsch, zu ihrer leiblichen Mutter in den Westen zu gehen und wurde bei der Fluchtplanung von einem Pfarrer unterstützt. Nach drei Jahren der Vorbereitung flüchtete sie schließlich, sechzehnjährig, am 22.12.1959 mit der S-Bahn über den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße in den Westen nach Bernkastel-Kues. Dort arbeitete sie dann unter anderem als Hauswirtschafterin, bevor sie schließlich Felix Justen, einen Freund ihrer Mutter, heiratete. Sie bekamen zusammen drei Kinder, bevor sie sich letztendlich entschloss, vor dem tyrannischen Schwiegervater mit ihren Kindern zu fliehen. Sie verließ ihren Mann und zog mit ihren Kindern nach Wiesbaden-Medenbach, wo sie bis heute lebt.

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Die Stadt Eberswalde, ungefähr 50km nordöstlich von Berlin gelegen, ist auch unter dem Namen „Waldstadt“ bekannt. Dieser Begriff stammt von den sie umgebenden ausgedehnten Waldgebieten, welche gleichzeitig als Erholungsgebiet und Wirtschaftswald genutzt werden. Die Bedeutung der Stadt und der umliegenden Waldgebiete zeigt sich auch darin, dass die staatliche Forstakademie dort zeitweilig ihren Sitz hatte. Gegründet im 13. Jahrhundert, bestimmt seitdem der Finowkanal mit dem bekannten und in jüngerer Zeit erbauten Schiffshebewerk das Bild der Stadt. Ab den 1940ern war die Stadt ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und bis zur Maueröffnung wurde sie von vielfältiger Industrie geprägt. Noch 1945 wurde die Innenstadt durch einen Bombenangriff stark zerstört, wurde aber inzwischen wieder aufgebaut.

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