Bohušovice nad Ohří
Družstevní 328, 411 56 Bohušovice nad Ohří, Tschechische Republik
  • Geschichte
  • Ort

Ein Eisenbahner der Juden half im Ghetto zu überleben

Erreichbar in: English | Česky | Deutsch

Eva Roubíčková wurde mit ihrer Familie 1941 in das Ghetto von Theresienstadt deportiert. Sie wurde zur Arbeit in der Landwirtschaft zugeteilt, was gewisse Vorteile mit sich brachte. Irgendwann im Sommer 1942 graste sie Schafe auf einer Wiese vor Theresienstadt, als sie einen Mann mit Frau und Kinder, der deutlich in ihre Richtung gestikulierte, am Rande des Waldes bemerkte. Nachdem sie weggingen, fand Eva ein Paket an der Stelle wo sie standen. „Eines Tages bekam ich ein Paket und am nächsten Tag wieder eins, und wieder war diese Familie dort. Das Paket enthielt Brot mit Schmalz, einigen Zwiebeln und ich glaube das da sogar Zigaretten drin waren. Na ja, Zigaretten waren ja furchtbar streng verboten.“ Der Wohltäter war ein Eisenbahner aus der Nähe von Bohušovice, Karel Košvanec. Trotz des enormen Risikos half er weiterhin den Menschen aus dem Ghetto. Eva erinnert sich in ihrem Tagebuch, wie er ihrer schwerkranken Freundin Honig und Obst schickte. Eva spielte tapfer die Rolle des Vermittlers, auch wenn es sie einmal teuer zu stehen kam. Als eine der Kontrollen bei Eva die geschmuggelten Rationen entdeckte, wurde sie brutal von dem Kommandeur der Gendarmen in Theresienstadt, Janeček, verhört und verbrachte danach einen Monat im Gefängnis in völliger Ungewissheit. Trotzdem verriet sie nicht ihre Quelle. Mit Hilfe von Eva konnte Karel Košvanec so die Juden im Ghetto bis zum Ende des Krieges mit Proviant versorgen.

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Eva Roubíčková

Eva Roubíčková

Eva Roubíčková, geboren Mändel, wurde 1921 in Žatec in einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Ihr Vater, ein Veteran des Ersten Weltkrieges, unterrichtete an einem Gymnasium Latein und Griechisch. Zu der Zeit der Münchner Krise verschärfte sich im überwiegend deutschen Žatec die antijüdische Stimmung und so musste die Familie die Stadt verlassen und in viel bescheideneren Bedingungen in Prag leben. Der Plan das Land zu verlassen scheiterte im Jahr 1939 und im Dezember 1941 trat die ganze Familie den Transport ins Ghetto von Theresienstadt an. Eva begann dort in der Landwirtschaft zu arbeiten was sie vor dem Osttransport rettete, nicht aber ihre Eltern und Großmutter, die sie im Herbst 1944 in Richtung Auschwitz verließen. Als es Eva klar wurde, dass sie ganz alleine in Theresienstadt geblieben ist, meldete sie sich freiwillig in den Transport. Sie schaffte es aber nicht mehr denn die Osttransporte wurden gerade gestoppt. Fast die gesamte Zeit ihres Aufenthalts in Theresienstadt (bis zum Herbst 1944, als ihre Verwandten nach Auschwitz deportiert wurden) schrieb sie ein Tagebuch, in dem sie lebhaft die Theresienstädter Realität und ihre eigenen Erfahrungen aus dem Ghetto wiedergibt. Das Buch „Ein Tagebuch aus Theresienstadt“ wurde im Tschechischen zum ersten Mal in 2009 veröffentlicht. Im Gegensatz zu ihren Eltern überlebte Eva den Krieg kehrte nach Hause zurück. Sie heiratete Richard Roubíček, ihren Vorkriegsverlobten und Soldaten der westlichen Armee.

Bohušovice nad Ohří

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Bohušovice nad Ohří ist eine Stadt, die überwiegend auf dem linken Ufer des Flusses Eger liegt, etwa 5 km südlich von Litoměřice, in der Nähe der Stadt Theresienstadt. Ein wesentlicher Impuls für die Entwicklung der Stadt war der Bau einer Eisenbahn aus Prag nach Dresden, deren lokaler Abschnitt 1850 eröffnet wurde. Bohušovice erhielt ihren Stadt-Status zum ersten Mal in 1920. Im Laufe des 2. Weltkrieges verlor Bohušovice ihren Stadt-Status unter der Nazis Herrschaft und es dauerte eine lange Zeit bis sie ihn wiedererlangte. Es geschah erst am 6. Oktober 1998. Während des Krieges – bis die Nazis einen direkten Bahnanschluss nach Theresienstadt errichteten – stiegen die Juden in Bohušovice aus und marschierten zu Fuß – immer zu fünft in einer Reihe - ins nahe Ghetto von Theresienstadt. Für die Alten und Kranken mit Rucksäcken und Koffern war der Marsch verheerend. Viele von ihnen brachten sogar Nahrungsmittel mit sich, nach Aussage von Zeitzeugen fehlte es ihnen aber hauptsächlich an Wasser. Die langen Kolonnen von Juden wurden von den Einheimischen beobachtet. Von manchen mit Verachtung, von anderen mit Bestürzung über die Brutalität der Wachen. Es fanden sich solche die den Juden unauffällig zu trinken gaben und Nachrichten von ihnen übernahmen, die sie dann ihren Familienangehörigen überreichten, so wie zum Beispiel der örtliche Eisenbahner, Karel Košvanec.

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